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10'000 Höhenmeter - Die Leiter zur Hölle - ZüriEscape Teil 3

Writer's picture: BedoBedo

Was bisher geschah:


Irgendwann hatte ich die schnauze voll, auf der Strecke zu bleiben. Ich brauchte nicht viel zu sagen, Sven merkte, dass bei mir die absolute Schmerzgrenze für diesen Tag erreicht war. Zum Glück kamen wir rechtzeitig vor dem nächsten Anstieg wieder runter von der Strecke und direkt ins Hotel.


Noch ein Wort zum Hotel: Wir haben im Post Hotel - Eschlikon übernachtet. Es muss dieser tranceartige Zustand sein, der im Video im ersten Teil (10'000 Höhenmeter in 3 Tagen in Zürich?) beschrieben wird, in den man fällt, wenn man das Etappenziel erreicht hat. Aber ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so nette Gastgeber erlebt wie an diesem Abend. Jede kleine Aufmerksamkeit, und sei es nur, dass ich nicht nach der zweiten Flasche Rivela fragen musste, war eine Offenbarung. Für jede Bewegung, die ich nicht machen musste, werde ich den Gastgebern ewig dankbar sein. :-)


ZüriEscape - Tag 2


Sven war so nett und hat mich bis 6 Uhr ausschlafen lassen. Kurz unsere Bikepacking-Bombe eingepackt und schon waren wir draussen.

 

Erst als wir morgens bei den Bikes waren, habe ich gemerkt, warum es am Ende nochmal so hart wurde. Es lag nicht an mir (natürlich auch ;-)) sondern an den ca. 5 Kilo Schlamm, die wir die letzten 30 Kilometer auf den Bikes mitgeschleppt haben. 😉

Zuerst hat sich Sven verfahren. Ganze 5 Kilometer und ich natürlich mit ihm. Hätten wir doch lieber noch ein paar Minuten länger geschlafen. 🤣

 

Aber dann haben wir den Weg wieder gefunden und bei Tageslicht wurde klar, warum es genau der richtige Zeitpunkt war, den ersten Tag zu beenden.


Der erste Teil ging steil, da kam Sven noch hoch. Aber im zweiten Teil musste auch er absteigen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie schön der Anblick war. Sven zu Fuss. Aber im Gegensatz zu mir musste er nicht alle 3 Schritte eine Pause machen. Drohnen als Lastenträger, das hätte ich mir dort gewünscht. Gibt kein Foto dazu. Glaubt mir, ich hatte andere Probleme.


Nach ein paar mal auf und ab. Und nach ein paar netten Plaudereien mit den LeidensgenossInnen kamen wir zu einem Stück mit sehr grossen Steinen und einer sehr steilen Abfahrt. Normalerweise sind die Abfahrten der "Fun-Part" bei solchen Sachen. Nicht beim ZüriEscape. Nach der Abfahrt habe ich meine Hände fast nicht mehr gespürt. Und ich musste Pausen machen. BEI EINER ABFAHRT. Das hat mich wieder an das Video im ersten Teil erinnert. Verdammter Dominik ;-)


Dann wurde es wunderschön. Im Tösstal durch die Schluchten, wo sich vom vielen Regen richtige Wasserfälle gebildet hatten, konnten wir einfach nur fahren und geniessen. Natürlich langsamer als am ersten Tag. Aber fahren.


Na ja, gemütlich war es nicht. Da kam mir mein Dickkopf doch sehr in die Quere. Ich habe nämlich von meinem Velo-Tech Experten Uponmysam den Tipp bekommen, zwischen 2 - 2.5 Bar in die Reifen zu pumpen. Natürlich wusste ich es besser und habe 3.5 Bar reingepumpt. Das macht wohl Sinn, wenn man den Fluss runter fährt. Aber 0, wenn man hauptsächlich bergauf fahren muss. Irgendwann habe ich den Dickkopf mit dem Hammer erschlagen und Luft rausgelassen. Man glaubt gar nicht, wie viel angenehmer das war. Jedes Bar zählt. 🤯




Dann kam die Hölle von Zürich. Am Ende des Tösstals ging es fast senkrecht nach oben. Und ich übertreibe nicht. Ich habe mich immer wieder gefragt, warum ein Mensch auf die Idee kommt, dort einen Weg zu bauen. Die Frage, warum Dominik auf die Idee kommt, uns da durchzujagen, habe ich mir gar nicht mehr gestellt. Masochismus, etwas anderes kann ich mir nicht vorstellen ;-) 3 Schritte, Puls auf 150 hoch, Pause. Das war mein Rhythmus.

 

Und es wurde immer schlimmer. Irgendwann war die erste Leiter zur Hölle überwunden. Und wie es sich für einen Quälgeist gehört, macht er dir zwischendurch Hoffnung, dass es vorbei ist. War es aber nicht. Das Schlimmste kam erst noch. Der Aufstieg zum "Tanzboden". Schon der Name ist sehr sehr zynisch. Der Aufstieg durch den Wald wollte einfach nicht enden. Aber man sah immer das Licht am Ende.


Das Bild täuscht extrem. Auf einer VisionPro könnte man die Quallen wohl erahnen. Es sieht so schön aus, war es aber nicht. Es ist Teufelswerk. 🤣


Oh, wie naiv ich war.


Im Nachhinein muss ich immer an die Zeilen von No Leaf Clover von Metallica denken:

Then it comes to be That the soothing light at the end of your tunnel Was just a freight train coming your way

So war es. Nicht der Himmel, sondern ein schwerer Güterzug kam mir entgegen. Als wir aus dem Wald herauskamen, wurde es noch einmal sehr steil und sehr lang, bis wir den Tanzboden erreichten.

 

Die Aussicht von dort oben auf den Zürichsee war wunderschön. Ich hätte auch gerne gefeiert, wenn ich mit dem Helikopter dorthin geflogen wäre ;-)

 

Getanzt wurde auch, aber anders als man sich das vorstellt. Der erste Teil des "Abstiegs" war nämlich ein "AbLAUF". Oben war kein Weg, nur Wiese. Sturz im Stehen, weil ich zu langsam aus den Klickpedalen gekommen bin. Einmal links, einmal rechts probiert. Zäune überwunden. Und dann doch den Weg gefunden. Weg, naja. Für Kühe mag das gehen, für Gravel-Bikes semi.



Irgendwann haben wir dann doch eine Abfahrt gefunden. Zweiter Tag auf dem Gravel-Bike. Man hat wieder ein Gefühl für das Bike entwickelt. Dann langgezogene Kurven. Rein in den Wald, raus aus dem Wald. 30, 40, 50 km/h. Ein absoluter Traum. Das Lachen war wieder da.



 

Und unten wurde es flach. Ziegelbrücke, Glanerland, Checkpoint. Wieder wurden wir sensationell verpflegt.

 

Eine Frage blieb: Weiterfahren und auf einen überdachten Unterschlupf hoffen oder ein Hotel suchen. Man kann sich vorstellen, für welche Variante sich Sven entschieden hätte. Aber ich hatte genug vom Tanzboden und vom letzten Abend. Leiden kann ich, aber ab und muss sich die Vernunft durchsetzen. Unser Kompromiss war, wir gehen ins Hotel. Dafür morgen um 4 Uhr wieder weiter.


ZüriEscape - Tag 3


4 Uhr morgens. Kaffee, (das komische Essen), Banane. Bickepacking-Bombe wieder eingepackt. Rauf auf die Gravel-Bikes. Es war 5 Uhr. Die Sonne kam langsam zwischen den 2'000 raus. Herrliche Stimmung. Noch Pipi in den Augen, aber glücklich, nach der Dusche am Vorabend.


Und dann ging es wieder los: Von 500 auf 1'500 Meter. 3 Stunden Aufstieg. Alles fahrbar, ruhig, keine Autos, kaum Menschen. Nur du und das Bike. Der Dominik hat doch ein Herz. 😂


Im letzten Teil nächste Woche erfahrt ihr, warum man seinem Gehirn nach 10'000 Höhenmetern nicht mehr trauen kann und was wir für das nächste Abenteuer gelernt haben. Wenn überhaupt. 🤣


Weitere wunderschöne Bilder gibt es hier: ZüriEscape - Bilder

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