Im ersten Teil haben wir die Frage gestellt, was 10'000 Höhenmeter bedeuten könnten. Wer es noch nicht gelesen hat, geh hin und tue es. 🤣
Die Vorbereitung
Die Geschichte mit dem Nicht-Wissen, was 10'000 HM eigentlich bedeuten, erinnerte mich sehr an die Jungs von "Swiss Mocean", von denen ich einmal das Glück hatte, zwei bei einer Veranstaltung kennen zu lernen. Sie wollten und haben den Atlantik im Ruderboot überquert, ohne je in einem Ruderboot auf dem Meer gewesen zu sein.
Zwei Lektionen habe ich mitgenommen:
Wenn man die Schmerzen für eine solche Tour trainieren könnte, würde man sie nie machen.
Die richtige Ausrüstung hilft schon. 😊
Ganz nach dem Motto von Steve Jobs mit Bedo's Twist:
Stay hungry, stay foolish. Don't be stupid.
Und so ging es an die Vorbereitung des Hasenbart21. Wie gesagt, nicht zum ersten Mal. 10'0000 HM schon, aber Mehrtagestouren mit über 10 Stunden im Stattel nicht. Velotaschen hatte ich alle. Wie immer, wenn man etwas Neues anfängt, habe ich alles gekauft, was ich mir leisten konnte, aber wahrscheinlich nie brauchen werde. 😂
Wir haben uns ziemlich früh entschieden, dass wir Iso-Mate und Schlafsack mitnehmen und schauen, ob wir unterwegs in der Nähe der Strecke übernachten können. Iso-Mate hatte ich, aber es passte nicht in meine Rahmentasche. Eine neue musste gekauft werden.
Schlafsack hatte ich auch. Aber bei einer Proberunde, die ich abbrechen musste, weil es nicht mein Tag war, habe ich ihn weggeworfen und ihm die Schuld gegeben, dass ich mit dem Postauto nach Hause fahren musste. Dann kaufte ich mir wieder denselben. So viel zu "Don't be stupid".
Ein kleiner Tipp: Etwas Billiges geht auch. Die Gewichtsunterschiede sind gar nicht so gross, wenn man ein bisschen hinschaut. Ich werde nie den Tipp meines Fahrradhändlers vergessen, als ich fast das Doppelte für ein Carbon-Gravelbike bezahlen wollte, nur um 1 Kilo weniger Gewicht zu haben als bei einem Alu-Rahmen. Der Fahrradhändler schaute mich an und sagte nur:
Bedo, geh vor der Tour einfach ein bisschen länger auf's Klo.
Abgesehen von der "gescheiterten" Proberunde wegen des blöden Schlafsacks, habe ich ca. eine Woche später den zweiten Anlauf genommen und bin in 3 Tagen von Zürich nach Frankreich (sprich Genf) gefahren.
Die Tour war natürlich sehr schön. Vor allem das Berner Oberland und dann die Fahrt nach Vevey waren der Hammer.
Aber: 3'000 Höhenmeter müssen wir am ZüriEscape an einem Tag bewältigen. Das war der einzige Gedanke, der mir danach durch den Kopf ging.
Die Woche vor dem Start
Nachdem wir nun gelernt haben, was 10’000 HM bedeuten können, habe ich versucht, möglichst anständig zu essen und auch auf das eine oder andere Bier verzichtet. Jedes Gramm zählt.
Aber: In der Woche vor dem Start habe ich dummerweise einen neuen Begriff gelernt.
“Carb up“: Eine große Menge an Kohlenhydraten zu sich nehmen, vorgeblich um Energie zu gewinnen; meist eine Praxis von Sportlern, insbesondere Läufern und Schwimmern”.
Und wie bei vielen Dingen, die man zum ersten Mal macht, kann man viel falsch machen. Natürlich habe ich es übertrieben und bin dementsprechend am Donnerstag mit einem viel zu schweren Magen ins Bett gegangen. "Don't be stupid, right."
ZüriEscape - Tag 1
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Der erste Tag begann für mich um 04:45 Uhr. Der Hasenbart21 war natürlich schon am Vorabend gepackt. Kurzes Frühstück mit Kaffee. Nochmal ordentlich Duschen&Klo und dann konnte es losgehen. Start war um 6:00.
Zuerst ging es rechts den Uetliberg hoch. Laut Dominik war das von der Polizei so vorgeschrieben, damit nicht über 100 Leute zusammen durch den Wald rasen. Aber schon hier bekamen wir einen Vorgeschmack auf die nächsten drei Tage. Gut zu fahrende Waldwege, aber es wurde auch sehr schnell sehr steil, so dass die ersten absteigen mussten, um den Halt ihrer Schuhe zu testen. Ich natürlich auch. Hier hatte ich noch Verständnis für die Steilheit, später weniger. 😒
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Oben angekommen fuhren wir rüber nach Wettingen. Das absolute Highlight war der Blick runter vom Heitersberg. Ein extrem cooler technischer Trail, der flach und sehr gut zu fahren war.
Dazwischen viel auf und ab. Aber bis auf zwei Stellen (an denen ich Dominik und den "scheissklebringen Schlamm" zum ersten Mal verflucht habe), die mit grossen Steinen gepflastert waren, war alles ganz gut zu fahren. Unterwegs haben wir ein paar neue Freunde gefunden. Die sind aber oft sehr schnell zu Sven nach vorne gefahren, weil ich doch sehr mit dem Schnaufen beschäftigt war. 😁
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Nach einigen Abstechern in den Wald ging es hinunter zur Glatt. Wir waren schon 9 Stunden auf den Gravel-Bikes unterwegs. Und dann endlich Bedo's Wohlfühlzone. Mit 30 km/h am Fluss entlang. Erinnerungen an die wunderschöne Tour von Zürich nach Biel wurden wach (immer der Aare entlang. Ein absoluter Gravel-Traum). Die Motivation war wieder da.
Nach der schönen Glatt und vorbei an der Tössenegg kam schon das nächste Highlight. Der Aufstieg zur Hochwacht Irchel. Vorbei an wunderschönen Weinbergen und hinauf in den Wald. Hier wurden wir zum ersten Mal richtig nass. Etwas, das sich durch die ganze Tour ziehen sollte. Allerdings muss ich zugeben, dass ich von der Hochwacht nicht viel mitbekommen habe. Ich war zu sehr damit beschäftigt, einen Fuss nach dem anderen zu bewegen :-)
Der Regen kam wieder. Wir sind an dem wunderschönen Schloss Wart vorbei gefahren. Langsam wurde es auch sehr kalt. Ich hatte etwa 10 Minuten, um meine Regenhandschuhe anzuziehen. Die Kraft liess überall nach.
Das Leiden begann.
Der ursprüngliche Plan war eigentlich, nach dem ersten Checkpoint bei KM 140 ein schönes bedecktes Plätzchen für die Nacht zu suchen. Zwei Probleme: Das schönste überdachte Plätzchen hatten wir nach den römischen Ruinen schon verpasst. Andere gab es kaum. Und weil es so viel geregnet hat und wir eigentlich keine Lust hatten, 3 Tage mit nassen Klamotten zu fahren, haben wir uns spontan entschieden, doch ins Hotel zu gehen. Sven hat einen Tipp von einem ZüriEscape-Paar bekommen, dass ca. 20 km nach dem Checkpoint ein Hotel auf uns wartet. Mit offener Küche bis 21 Uhr. Natürlich sagten wir ja.
Erster Stempel
Seit dem Kindergarten habe ich mich nicht mehr so über einen Stempel gefreut. Und wer nicht schon fast 3'000 HM in den Beinen hat, kann sich nicht vorstellen, wie gut eine Bouillon schmeckt. Ein bisschen warmes Wasser, Salz und Kräuter können einen unglaublichen Geschmack entwickeln, wenn man vorher genug gelitten und gefroren hat. 🤩
Der Checkpoint war sehr schön gemacht. Mit Lagerfeuer und allem was dazu gehört.
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Leider war die Pause sehr kurz. Denn es wurde langsam dunkel und wir hatten noch 20 km vor uns. 20 km gerade und flach, das schafft man in einer Stunde. Nicht so beim ZüriEscape. Wir mussten den ersten Teil nach dem Checkpoint entlang der Töss auf einem sehr sehr schmalen Trail fahren. Nicht nur über, sondern auch unter den Bäumen. Wer denkt sich so einen Wahnsinn aus. Wir mussten zu zweit die Gravelbikes durchziehen und dann durchkriechen. Nach 150 km. FUCK!
Es wurde langsam dunkel. Ich habe nur noch auf meinen Radcomputer geschaut und auf Kilometer 170 gewartet, Gummibärli gegessen und einfach nur gefahren, gelaufen und geflucht. Kilometer 170 kam, 175 kam. Bei ca. 178 ist Sven auf die Idee gekommen, dass er vielleicht doch noch mal gucken sollte, wo das Hotel genau ist. Die Kollegen haben sich um ganze 20 Kilometer verschätzt. 20 Kilometer bin ich früher zur Arbeit gefahren. Aber nicht über drei Hügel dazwischen.
Wir hatten kein richtiges Licht dabei und es ging immer rauf und runter. Wieder fluchen. Auf Sven, auf mich, aber vor allem auf Dominik. Ein, zwei, drei Hügel weniger, das wäre auch in Ordnung gewesen. 10'000 HM, ist ja nur eine Zahl. 9'500 wären auch eine super Leistung gewesen. Gopf.
Wie der Tag endete, erfahrt ihr nächste Woche. Cliffhanger und so. Danke Game of Thrones. 🤣
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